Was ist ungewöhnlich an der Abberufung von Laufmöller?
Priester werden im Bistum Münster doch regelmäßig versetzt, oder?
Ja, das ist richtig. Aber in der Regel werden Priester mit guten Gründen und mit ihrem Einverständnis versetzt. Pfarrer können sogar nur mit ihrer Zustimmung versetzt werden. Thomas Laufmöller war bis 2016 Pfarrer in St. Stephanus. Mit der Fusion zur Großpfarrei St. Liudger, die vom Bistum als Fusion auf Verwaltungsebene verkauft wurde, wurde Laufmöller vom Pfarrer zum Pastor. Ein Pastor kann auch gegen seinen Willen versetzt werden. Bei der Fusion wurde beteuert, dass man in die gut laufenden Gemeinden in St. Anna und in St. Stephanus nicht eingreifen wolle.
Die Versetzung eines Pastors gegen seinen Willen ist also möglich, aber unüblich. Ein Priester verspricht im Rahmen seiner Weihe, seinem Bischof Folge zu leisten. Dem liegt aber das Bild des “Guten Hirten” zugrunde. Der Priester gibt seine Tätigkeit also im Glauben an gute Führung in die Hände des Bischofs. Um das zu verstehen, kann der Schöpfungsbericht vielleicht helfen: dort heißt es "Macht euch die Erde untertan" (Genesis 1,28). Damit ist nicht gemeint, dass wir die Erde ausbeuten und missbrauchen sollen, sondern wir wie ein guter König verantwortungsvoll mit ihr umgehen. So sollte also auch der Bischof mit seinen Priestern umgehen. Verantwortungsvoll.
Was ist noch ungewöhnlich?
Der Zeitpunkt der Kundgabe am 1. Advent ist ein schmerzhaftes Statement. Viele Menschen haben ihre sozialen Kontakte über Monate eingeschränkt, nicht wenige sind einsam und freuen sich nun auf die Adventszeit. Nun werden sie durch Gerüchte über die Zukunft der Stephanusgemeinde am 1. Advent in die Kirche gerufen, um dort im Grunde die Zerschlagung der Stephanusgemeinde verkündet zu bekommen. Einige waren aus Angst vor der Pandemie seit Monaten nicht in der Kirche. Nun kommen sie, um zu protestieren und setzen sich auf den Druck des Bistums einem Infektionsrisiko aus. Weil sie verzweifelt und enttäuscht sind. Ist das gute Führung?
Nennt der Bischof denn Gründe?
Nein, wenn man von der allgemeinen Formulierung, dass er sich um ein ganzes Bistum zu kümmern habe, absieht. Aber selbst dieses schwache Argument ist nicht schlüssig, da laut Bischofsbrief Laufmöllers Pastoralstelle - ein Amt, das nur ein Priester bekleiden kann - von 50 auf 30% reduziert wird, wohingegen seine Stelle als Religionslehrer - ein Amt, dass sogar Frauen ausüben können - von 50 auf 70% erhöht wird.
Felix Genn kann nur schlecht informiert sein über die Gemeinde St. Stephanus. In den Gottesdiensten am 1. Advent haben die Gemeindemitglieder ein lebhaftes Zeugnis des Heiligen Geistes, der hier weht, abgegeben.
Man kann falsche Entscheidungen treffen, wenn man schlecht informiert ist. Man muss sie revidieren, wenn man bessere Erkenntnis erlangt.