Management vs. Seelsorge

Wir verstehen es nicht!

Unverständnis ist das Gefühl, das den überwiegenden Teil der Gemeindemitglieder von St. Stephanus derzeit so sehr umtreibt. Aber ist das nicht für sich betrachtet schon bemerkenswert? Die Wucht des aufsehenerregenden Protests dürfte auch für den erfahrenen „Sanierer“ Bischof Felix Genn eine Überraschung sein, der bereits eine Historie mit „Gemeinde-Mergern“ aus seiner Zeit im Ruhrgebiet hat. Er sollte also wissen, dass Verständnis an der Basis bei notwendigen Schritten das oberste Ziel eines Top-Managers ist. Da er sich aber bei “Personal-Entscheidungen“ nicht in die Karten schauen lässt, wie Herr Render schmunzelnd in die WDR Kamera arrogantierte, ist es vielleicht sinnvoll, mal die bischöfliche Perspektive einzunehmen, um bei Motiven fündig zu werden.

Der Bischof ist längst darüber hinaus, dass steigende Kirchenaustritte sein größtes Problem darstellen. Die kriselnde Kirche hat ein viel größeres Problem - den Priesternachwuchs (wenn man keine Angestellten mehr findet, braucht man auch irgendwann keine Kunden mehr) Vergegenwärtigt man sich aber, wer den spärlichen Priesternachwuchs aktuell so stellt, trifft man auf die Gemeinschaft Emmanuel. Daher weht also der Wind – ein Top-Manager ist nun einmal nicht frei in seinen Entscheidungen, die stake-holder machen nämlich die Politik.

Armer Felix Genn und reicher Thomas Laufmöller!

Der Zuspruch, den er gerade aus seiner Gemeinde erhält, dürfte ihn ziemlich sprachlos machen. Er hat der Gemeinde St. Stephanus neben nachhaltiger Begeisterung für den Glauben auch das Gefühl echter Gemeinschaft gegeben, was dieser Tage mehr als offensichtlich wird, scheint der gemeinschaftliche Protest die Gemeindemitglieder doch regelrecht aneinanderzuschweißen. Wäre der Anlass nicht so traurig, müsste man feiern, diesen Moment miterleben zu dürfen. Meinen tiefempfundenen Respekt und Dank für das, was Sie hier geschaffen haben!

Und um den dieser Tage scheinbar üblichen kirchlichen Slang aufzugreifen, Ihre „Ratings“ gehen gerade durch die Decke und die Ihres Chefs – nun ja…aber vielleicht hat er ja auch Qualitäten als Turn-Around-Manager, die es in Krisenzeiten braucht. Vielleicht muss er ja nur sehen und verstehen.

Verstehen, dass Management und Seelsorge zwei unterschiedliche Universen sind und so wie es einst versprochen war, auch hier in der Gemeinde „differenziert“ bleiben.

Eine Kirche wird nur das retten, was die Menschen auf Dauer annehmen und verstehen.
— Bischof Franz-Josef Overbeck (1994-2009 in Münster)
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Bericht katholisch.de