Sorgen einer Mutter

Wir Erwachsenen können uns zu der für uns unfassbaren Abberufung von Pfarrer Thomas Laufmöller aus der Gemeinde St. Stephanus auf verschiedene Weise in der Öffentlichkeit äußern. Doch was ist mit unseren Kindern? Wie haben sie die Nachricht aufgenommen? Als ich unserem kleinen Sohn erzählen musste, worum es geht, schaute er mich traurig an und sagte: „Mama, ich will nicht, dass Thomas geht!“ Was sollen wir ihm auf seine Fragen nach dem „Warum?“ antworten, wenn wir selbst bis heute keine Gründe für die Entscheidung erfahren haben?

Als wir vor vielen Jahren in die Aaseestadt zogen, fanden wir in St. Stephanus eine ungemein lebendige und herzliche Gemeinde, spürbar geprägt durch Pfarrer Thomas Laufmöller, der hier mit Leib und Seele wirkt und bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt ist. Die Taufe unseres Sohnes war der beste Start in ein christliches Leben, den man sich als Eltern für sein Kind wünschen kann. Gleiches habe ich auch von vielen anderen Eltern gehört. Pfarrer Laufmöller nimmt schon die Kleinsten ernst, begleitet sie durch ihre Zeit in der KiTa, die direkt neben dem Pfarrhaus liegt, erklärt ihnen die christlichen Symbole mit verständlichen Worten und führt sie so ganz selbstverständlich an den Glauben heran. Ich zitiere einen Vater, der am Sonntag nach dem Gottesdienst dem Personaldezernenten nach dem Verlesen des Briefes des Bischofs mitgab: „Fragen Sie die Kinder – jedes Kind ab dem Alter von zwei Jahren kennt Thomas Laufmöller.“

In den sozialen Medien schrieb ein Befürworter der Entscheidung des Bischofs, man habe St. Stephanus „zu lange an der langen Leine“ gelassen, das sei der Grund, warum es jetzt „so weit gekommen“ sei. Wie weit? Das eine lebendige Gemeinde gewachsen ist, in der Menschen im Sinne christlicher Werte füreinander eintreten? Weiter hieß es dort, dass man besser Sonntag für Sonntag die Seelsorger in der Pfarrei „durchgewechselt“ hätte. Warum? Um persönliche Bindungen zu einem Seelsorger gar nicht erst entstehen zu lassen? Gerade Kinder, die in den Glauben erst hineinwachsen, brauchen dafür eine tragfähige Bindung zu einem Seelsorger, und die haben sie in der Beziehung zu Pfarrer Thomas Laufmöller. Und mit einem in der Kindheit gelegten Glaubensfundament sind sie die lebendigen Christen, die die Kirche auch in der Zukunft dringend braucht!

Unser Sohn liebt - seit er sie verstehen kann - die Geschichte vom heiligen Nikolaus. In dieser Zeit lesen wir ihm immer wieder das Kinderbuch vor, in dem Nikolaus als gütiger Bischof ein Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen hat. Gerne möchte ich ihm sagen, dass wir, wenn wir am Sonntag, dem 6. Dezember – dem Nikolaus-Tag – nach der heiligen Messe in St. Stephanus alle gemeinsam zum Dom ziehen, dort auch auf einen gütigen Bischof treffen, der ein Ohr für die Sorgen und Nöte unserer Gemeinde hat!

Wir erziehen unseren Sohn in dem Glauben, dass es aus schwierigen Situationen immer einen Ausweg gibt, und dass auch ein Schritt zurück möglich ist, wenn man nach sorgfältiger Abwägung aller Aspekte – vor allem neuer Gesichtspunkte - zu einem anderen Schluss kommt. Eine einmal getroffene Entscheidung zu revidieren, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil ein Beweis für Mut und Verantwortung!

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Versetzung mit dem Pastor abgesprochen?

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Interview mit Karl Render