Brief an Dr. Felix Genn

Versetzung von Thomas Laufmöller / Unbeantwortete Fragen der Gemeinde

Sehr geehrter Bischof Dr. Felix Genn,

seit Tagen überlege ich mir schon, was ich alles zu Papier bringen möchte. Bereits beim ersten Satz steigt Wut in mir hoch, weil ich davon ausgehe, dass dieser Brief Sie niemals persönlich erreichen wird, sondern von einem Ihrer Mitarbeiter gelesen und anschließend mit dem Standardbrief beantwortet werden wird, der so viele Menschen unserer Gemeinde in letzter Zeit schon erreicht hat. Dennoch möchte ich daran glauben, dass Sie meine Zeilen persönlich lesen und ernst nehmen werden.  

Ich möchte etwas zu Ihrem Vorgehen bezüglich Fusionierungen, Ihrem Umgang mit Menschen, zur katholischen Kirche im Allgemeinen, zu Ihrem Frauenbild und zu Firmen sagen.
Ich selbst habe seit bereits über zwölf Jahren eine eigene „Firma“, in der ich Vorgesetzte von immerhin 15 Mitarbeiterinnen bin. Es gibt keine Gehorsamspflicht der Mitarbeiter, sondern jeder darf seine Wünsche und Bedürfnisse kundtun, neue Ideen einbringen, Verbesserungsvorschläge machen und auch Kritik äußern. Die gegenseitige Haltung ist dabei geprägt von Wertschätzung, Respekt und Loyalität. Eine Führung, die übermächtig und diktatorisch aufgestellt ist, gibt es nicht.
Auf diese Art und Weise kommen wir sehr gut zurecht. Sicher gibt es immer mal das ein oder andere Problem und manchmal gibt es auch Gründe dafür, dass ein Mitarbeiter das Unternehmen verlassen muss. Den Grund, dass jemand gehen muss, weil es nach einer gewissen Zeit so festgelegt und vorgesehen ist, gibt es allerdings nicht.
Was hat die katholische Kirche für ein System, in dem ein Pfarrer nach einer festgelegten Zeitspanne seine Gemeinde verlassen muss. Wer legt solche Regeln fest? Warum muss das so sein? Ist es nicht so, dass richtig gute Mitarbeiter – auch in der katholischen Kirche – schwer zu finden sind und dass man sie, wenn man welche gefunden hat, auf jeden Fall halten sollte, um die Firma weiter voranzubringen?

Im Falle von Thomas Laufmöller geben Sie als einzigen Grund an, dass es nach siebzehn Jahren dringend an der Zeit sei, die Gemeinde zu wechseln. Das sei in der katholischen Kirche so üblich und er habe schon viel länger bleiben dürfen als gängig. Er habe seit Jahren darüber Bescheid gewusst und er gehe freiwillig und gerne. Glauben Sie das wirklich? Oder haben Sie ihm befohlen das öffentlich so zu sagen? Ist es nicht fatal, einen Mitarbeiter auszutauschen, der so viele Menschen begeistert, sich authentisch um diese Menschen kümmert, ihre Sorgen und Nöte ernst nimmt und zuhört, der die Bibel so auszulegen vermag, dass seine Kirchenränge immer gut gefüllt sind und der Alt und Jung zu gleichen Teilen erreicht? Einen großartigen Mitarbeiter, der für den Erhalt der Kirche steht, der christlich und voller Nächstenliebe agiert und ein herzensguter Mensch ist? Natürlich ist Thomas Laufmöller nicht frei von Fehlern, diese werden wie bei jedem anderen Menschen vorhanden sein, aber er ist in seiner gesamten Art wahrhaftig und ehrlich.

Wissen Sie überhaupt, Herr Dr. Genn, wie Herr Laufmöller arbeitet? Konnten Sie sich jemals von seinem Tun ein eigenes Bild machen? Oder lassen Sie sich ausschließlich von dem Bericht Dritter leiten, die teilweise in Gremien sitzen oder in Ihrer „Firma“ Bistum als Mitarbeiter und Berater tätig sind und vermutlich nicht einmal die Kirche als Ganzes, sondern Ihre eigenen Aufstiegschancen und Machtziele im Blick haben?

Mit wem führen Sie Gespräche, wenn Sie in Not sind oder Sorgen haben? Gehen sie zu jemandem, der sporadisch in Ihrer Umgebung auftaucht oder zu jemandem, zu dem Sie ein echtes Vertrauensverhältnis aufbauen konnten?

Wir als Gemeinde würden Ihre Entscheidung gerne besser verstehen, wir können nicht glauben, dass die Tatsache, dass ein Pfarrer nach einer bestimmten Zeit ausgetauscht werden muss, der einzige und wirkliche Grund ist, Thomas Laufmöller zu versetzen. Sie, Herr Genn nehmen sich aber keine Zeit mit uns ins Gespräch zu kommen. Unsere Sorgen, Nöte und Fragen scheinen Ihnen vollkommen egal zu sein. In den öffentlichen Stellungnahmen des Bistums werden wir stattdessen sogar verhöhnt, es wird uns ein Personenkult vorgeworfen, Thomas Laufmöller sei unser Messias, wir seien ein pöbelnder Mob etc. Das ist nicht fair und entspricht auch nicht den Tatsachen.

Meinen Sie wirklich, dass wir als Gemeinde uns von einer Person so beeinflussen lassen, dass wir allein deshalb auf die Barrikaden gehen und protestieren? Halten Sie uns für so einfältig und dumm, dass wir uns keine eigene Meinung bilden können? Meinen Sie, dass die Menschen sich aufgrund der Vorfälle und der Haltung der katholischen Kirche, wie z.B. die Missbrauchsskandale, die lange Zeit vertuscht wurden oder die ganzen unehelichen Kinder, für die die Kirche Alimente zahlt, das weiter bestehende, abwertende Frauenbild, den allgemeinen Machtmissbrauch der Kirche etc. kein eigenes Bild machen können?  Wir sind eigenständige und selbständig denkende Menschen, denen es nicht nur um die Person Thomas Laufmöller, sondern das Vorgehen und die Machtausübung der katholischen Kirche geht.

Von außen entsteht der Eindruck, dass Sie Thomas Laufmöller nur versetzen, weil Personen, die Ihn und seine Art nicht mögen, vielleicht auch neidisch sind und Ihnen vermutlich näherstehen, Sie dahingehend aus persönlichem Machtstreben falsch beraten. Warum machen Sie sich kein eigenes Bild? Besuchen Sie uns doch in unserer lebendigen Gemeinde! Lernen Sie uns kennen! Hören Sie uns zu! Es wird Ihnen gefallen.  Bereits auf der Demo auf dem Domplatz haben wir uns vorbildlich verhalten. Unter Einhaltung jeglicher Coronaregeln haben wir friedlich unsere Anliegen vorgetragen. Von Ihnen ist niemand erschienen.

Ist es nicht so, dass es außer der strukturellen Regelung, dass Pfarrer alle paar Jahre ausgetauscht werden sollen, keinen wirklichen Grund für die Versetzung Thomas Laufmöllers gibt? Ist es nicht so, dass Sie die Fragen, die wir nun mehrfach in verschiedener Form dargeboten und gestellt haben, schlicht nicht beantworten können?
Ich persönlich finde, es ist Ihre Aufgabe und Ihre Pflicht als „Oberhirte“ auf die Fragen ihrer „Schäfchen“ einzugehen. Leider passiert nichts. Immer wieder werden wir vertröstet, es wird versprochen, dass zu gegebener Zeit Gespräche mit uns stattfinden werden. Wann soll das sein? Aus unserer Sicht ist es dringend Zeit für einen Termin!

Jetzt noch ein paar Worte zu der Gemeinschaft Emmanuel:
Warum denken Sie, sollte eine so konservative Glaubensauslegung zu volleren Kirchen führen? Oder ist das gar nicht Ihr Anliegen? Ist es Ihnen egal, wie viele Menschen zukünftig noch Mitglied in der katholischen Kirche sein möchten? Wäre es nicht toll, wenn sich wieder mehr Menschen zur katholischen Kirche bekennen wollten und aktiv dort mitwirken? Sprechen Sie nicht auch davon, den synodalen Weg mitzugehen? Sollten nicht Frauen stärker eingebunden werden? Geht es nicht darum, die Lebensform von Bischöfen und Priestern zu überdenken? Geht es Ihnen nicht um die Aufarbeitung der Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche und um den Missbrauch von Macht?
Bemerken Sie die Machtstrukturen um Sie herum gar nicht oder wollen Sie diese nicht sehen?
Gehört es in diesem Zusammenhang nicht auch dazu, bestehende Regeln und Strukturen der katholischen Kirche zu reformieren? Finden Sie nicht Regelungen wie die Gehorsamspflicht von Priestern absolut vorsintflutlich und überholt?  

Zum Schluss noch ein paar Gedanken zu St. Liudger:
Bischof Dr. Felix Genn, glauben Sie wirklich, dass die vier Gemeindeteile zukünftig zu einer funktionierenden, aktiven und im Einklang agierenden Gemeinde zusammenwachsen können? Selbst wenn der leitende Pfarrer und auch die aktuell tätigen Pastöre alle ausgetauscht werden, gibt es immer noch weiter bestehende Teile des Pastoralteams und des Pfarreirates, in dem seit Jahren Uneinigkeit herrscht. Mein Mann war selbst einige Zeit Teil des Pfarreirates und schied dort auf eigenen Wusch aufgrund der Dominanz einiger Personen wieder aus. Aus seiner Sicht war es nicht möglich, in diesem Team konstruktiv miteinander zu arbeiten. Es gab dort nie eine Einheit und einen Blick in dieselbe Richtung. 

Warum also verwerfen Sie nicht die Regelung, dass nach einer bestimmten Zeit ein Pfarrer ausgetauscht werden muss und lassen Thomas Laufmöller in St. Stephanus und fusionieren uns mit der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd? Das würde sicherlich von der Art und Weise Glauben zu leben sehr gut passen.

Es mag sein, dass es auch Menschen gibt, die eher konservativ ihren Glauben leben möchten, ich denke aber, diese sind in der Unterzahl. Die Menschen möchten Vielfalt und Moderne.

Bitte lesen Sie meinen Brief persönlich und geben Ihrem Herzen einen Ruck nicht das zu zerstören, was wir in Münster gefunden haben. Wissen Sie, meine Familie und ich, wir können auch nach Wolbeck fahren, wenn wir Thomas Laufmöller sehen und weiterhin erleben möchten. Viele ältere Menschen in unserer Gemeinde können das nicht und für diese wird es sehr schwer sein, zu einem neuen Pfarrer Vertrauen zu fassen und sich aufgehoben und geborgen zu fühlen.

Ich freue mich über eine Antwort von Ihnen. Sollte es sich hierbei aber nur um eine Standardantwort halten, verzichte ich darauf.

Bitte kommen Sie zu uns! Denn wie sie selbst so schön sagen: „Der Glaube kommt auf zwei Beinen“.  

Mit freundlichem Gruß

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Antwort an Dr. Klaus Winterkamp