Weiter so-Modus?
Wir erleben schon seit längerer Zeit eine Kirche, die durch allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen zunehmend ins Abseits gerät, aber die auch - und das ist für uns schwerwiegender - durch vielfaches, eigenes Verschulden an Glaubwürdigkeit verliert. Die Folgen sind dramatisch: Eine steigende Zahl von Gläubigen, die aus der Kirche austreten, eine innere Zerstrittenheit unter Bischöfen, Priestern und Gläubigen, eine zurückgehende Zahl von jungen Menschen, die bereit sind, sich in den Dienst der Kirche zu stellen, […]. All das löst in uns eine große Betroffenheit und Ratlosigkeit aus, […]
Im „Weiter so"-Modus werden wir unserem Auftrag nicht mehr gerecht werden können. […]. Wir begrüßen und unterstützen darüber hinaus den synodalen Weg, seine Themen und seine Zielsetzungen mit Nachdruck. Wir halten das damit verknüpfte Anliegen einer grundlegenden Reform der Kirche in Deutschland für dringend notwendig, ja für existentiell. […]
Wir haben dabei die grundlegende Erfahrung gemacht, dass es möglich ist, im Vertrauen auf den HI. Geist, die Wirklichkeit von Kirche und Gesellschaft vorbehaltlos anzuschauen und über notwendige Veränderungen angstfrei nachzudenken. Unsere Erfahrung ermutigt uns in dem Vertrauen, dass Gottes Geist größer und weiter ist als das je eigene Denken und die je eigene Perspektive. […]
Ganz besonders werben wir dafür, einander zu vertrauen und jeder und jedem eine lautere Motivation und einen ehrlichen Glauben zu unterstellen. […] Wir hoffen auf einen ehrlichen und offenen Dialog, der von gegenseitigem Vertrauen und Respekt sowie der Bereitschaft zu einem gegenseitigen Verstehen geprägt ist. […] In dieser Haltung wird es möglich sein, offen über die bedrängende Dimension der aktuellen Entwicklungen in unserer Kirche und in unserer Gesellschaft zu sprechen sowie die damit verbundenen Ängste, Widerstände und drohenden Konflikte wahrzunehmen.
Es wird wichtig sein, unterschiedliche Auffassungen zu hören und zu verstehen, und miteinander darum zu ringen, welche Veränderungen in unserer Kirche möglich sind. Indem wir die Realität anerkennen und indem wir die Möglichkeiten und Grenzen, diese Wirklichkeit zu verändern, im Glauben an Gottes Wirken mutig und demütig nutzen, werden wir verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. […] In einer Welt, die immer mehr zusammenwächst und gleichzeitig von wachsender Vielfalt und Freiheit bestimmt ist, wünschen wir uns eine Kirche, in der Pluralität und Diversität gewünscht und erlaubt sind. […]
Wir sehen klar, dass die Themen des Dialogs, insbesondere auch die Fragen um den Umgang mit Macht, von zentraler Bedeutung […] sind.
Den aufmerksamen Leser werde ich nicht täuschen können, der obige Text ist natürlich ein Zitat, welches ob der von mir erhofften Pointe ausnahmsweise nicht vollkommen korrekt gekennzeichnet wurde. Daher finden Sie den Brief im Wortlaut nochmals weiter unten.
Sie, Herr Dr. Winterkamp werden Ihren Text natürlich trotz der Auslassungen sofort wiedererkannt haben. Ich war überrascht, wie groß doch unsere “Schnittmengen” sind. Vor diesem Hintergrund sollte der von uns eingeforderte Dialog für Sie ein “Leichtes“ sein. Und Ihr Interesse, den Vorwurf des Machtmissbrauchs zu entkräften ein ganz besonderes Anliegen.